
Zurück an der Goethe – und gleich mittendrin
Mona Frädermann bringt frische Impulse in die Berufsorientierung
Berufsorientierung ist an der Goethe-Gemeinschaftsschule Kiel kein Pflichtprogramm, sondern gelebte Praxis. Seit Anfang 2025 koordiniert Mona Frädermann diesen wichtigen Bereich – mit klarem Blick, viel Energie und einem Gespür dafür, was Jugendliche brauchen, um ihren eigenen Weg zu finden.
Zurück an alter Wirkungsstätte
Mona Frädermann ist noch nicht lange zurück an der Goethe-Gemeinschaftsschule Kiel – und doch ist sie längst mittendrin. Nach zwei Jahren als pädagogische Leiterin im ADS Schullandheim auf Sylt hat sie Anfang 2025 die Berufsorientierung (BO) an ihrer alten Schule übernommen. „Ich bin da ein bisschen reingerutscht“, sagt sie schmunzelnd. „Aber es passt einfach gut zu dem, was ich kann und gerne mache.“
Fachlich ist sie in Mathematik, Biologie, Kunst und Naturwissenschaften zu Hause – nicht unbedingt die klassische Voraussetzung für eine BO-Koordination. „Ich habe kein WiPo als Fach“, erklärt sie, „aber durch die intensive Organisationsarbeit auf Sylt hat die Schulleitung mir diese Aufgabe zugetraut.“ Eine Entscheidung, die sich als Gewinn erweist. Mit klarem Blick und viel persönlichem Einsatz bringt Mona Frädermann Struktur, Kommunikation und neue Ideen in einen Bereich, der an der Goethe-Schule ohnehin bereits stark verankert ist.
Praxisnahe Angebote für alle Jahrgänge
„Das BO-Angebot ist tatsächlich sehr, sehr vielfältig“, betont sie. Und es beginnt früh: Schon in Jahrgang 7 durchlaufen die Schülerinnen und Schüler den sogenannten Stärkenparcours, um erste Einblicke in ihre persönlichen Fähigkeiten zu gewinnen. In Klasse 8 geht es dann richtig los – mit dem einwöchigen Praktikum, dem Projekt „YOURJOB“ im Seniorenheim und der Veranstaltungsreihe „Schule trifft Handwerk“, bei der echte Betriebe mit praktischen Aufgaben in die Schule kommen. „Der Dachdecker hatte ein Giebelstück dabei, da mussten Pfannen verlegt werden. Und der Schweißer hatte eine VR-Brille mitgebracht – da konnte man virtuell schweißen und bekam hinterher eine Prozentzahl, wie sauber die Naht war. Das war total verrückt – und die Jugendlichen waren voll dabei.“
Was Frädermann wichtig ist: Dass Berufsorientierung nicht nur informativ, sondern vor allem erfahrungsbasiert und lebensnah stattfindet. „Manche kommen aus dem Praktikum zurück und sagen: Ich wollte da eigentlich gar nicht hin – aber es hat total Spaß gemacht. Gerade bei handwerklichen Berufen erleben viele Jugendliche echte Aha-Momente.“
Teamarbeit und starke Partner
Dabei steht Frädermann in engem Austausch mit dem langjährigen BO-Koordinator Markus Michalski und dem gesamten Kollegium. Auch externe Partner spielen eine große Rolle: Die Job-Coachin Gabriele Kaiser unterstützt bei Bewerbungsschreiben und Praktikumssuche, die Agentur für Arbeit bietet regelmäßige Beratungen an, und mit den regionalen Berufsbildungszentren (RBZ) besteht eine enge Zusammenarbeit. „Wir sind da gut aufgestellt – und versuchen immer, möglichst viele Optionen anzubieten.“
Eine der neueren Optionen ist die zweijährige Berufsfelderprobung, für die sich die Schule mit einer achten Klasse angemeldet hat. „Das ist ein Angebot vom Land. Die Jugendlichen fahren auf ein Gelände, auf dem verschiedene Handwerksberufe vertreten sind – zum Beispiel Tischlerei, Tiefbau oder Bäckerei. Es ist keine Schule, sondern ein Praxisort mit echten Werkstätten.“ Ob die Goethe-Schule berücksichtigt wird, ist noch offen. Aber Frädermann ist optimistisch.
Auch in Klasse 9 geht es praxisnah weiter – mit Bewerbungstrainings, einem zweiwöchigen Betriebspraktikum, der Teilnahme an Berufsbildungsmessen oder der hauseigenen BO-Messe. Dazu kommen individuelle Orientierungsgespräche: „Wir haben alle Schüler aus der neunten Klasse einzeln gesprochen – gemeinsam mit der Schulleitung und den WiPo-Lehrkräften. Wir haben gefragt: Was ist dein Plan? Wie sehen deine Noten aus? Wo willst du hin?“ Ziel ist es, frühzeitig zu erkennen, wo Unterstützung gebraucht wird – und niemanden aus dem Blick zu verlieren.
Berufsorientierung, die wirkt
Mona Frädermann kommuniziert viel – auch per Mail. Regelmäßig informiert sie die Jahrgänge über neue Angebote, Schnuppertage, Messen oder freiwillige Projekte. „Ich möchte, dass die Jugendlichen wissen, was alles möglich ist – und dass sie sich ernst genommen fühlen.“
Der Erfolg zeigt sich am Ende des Schuljahres: Die meisten Absolventen haben einen klaren Anschluss – sei es in Form einer Ausbildung, eines Schulplatzes oder einer berufsvorbereitenden Maßnahme. „Wir wissen ziemlich genau, wo alle hingehen“, sagt Frädermann. „Die, die eine Ausbildung haben, zeigen ihren Vertrag. Und wenn jemand noch unentschlossen ist, kümmern wir uns.“
Was sie an ihrer Aufgabe besonders schätzt, ist der sichtbare Effekt: „Es ist schön zu sehen, wenn ein Jugendlicher plötzlich erkennt: Das liegt mir, das kann ich. Berufsorientierung wirkt – und zwar früh. Man muss nur die richtigen Räume dafür schaffen.“
TEXT Anja Nacken / Markus Till
FOTO Mubarak Bacondo
So geht Berufsorientierung
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