Vorherige Seite

title-image

„Ich habe entdeckt, was in mir steckt.“

„Ich habe entdeckt, was in mir steckt“ – Idas Herzensprojekt für die Goethe-Gemeinschaftsschule Kiel

Ida absolvierte im vergangenen Schuljahr ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Goethe-Gemeinschaftsschule und entwarf im Zuge dessen das selbstgezeichnete Pixie-Buch „Goethie geht zur Schule“. Mit großem Erfolg – bald soll das Büchlein gedruckt werden.

Du bist gerade 20 Jahre alt und hast dein FSJ gemacht. Warum ausgerechnet an einer Schule?

Ich wollte nach dem Abi erstmal ein Jahr überbrücken, um herauszufinden, was ich beruflich machen möchte. Auf einer Messe für Freiwilligendienste habe ich gesehen, dass man auch ein FSJ an Schulen absolvieren kann. Da stand auch die Goethe-Schule auf der Liste. Mein Bruder geht dort zur Schule und hat mir immer viel Positives berichtet. Außerdem ist die Schule in Sachen Medien sehr fortschrittlich. Das hat mich neugierig gemacht, also habe ich mich beworben.

Wie sah dein Alltag an der Schule aus?

Sehr abwechslungsreich! Ich habe alles Mögliche gemacht: vom Aufräumen über Unterstützung im Unterricht bis hin zur eigenständigen Planung und Durchführung von Stunden – vor allem im Bereich Medienkompetenz in der 5. und 6. Klasse. Dort habe ich den Schülern beigebracht, wie man mit Text- und Tabellenprogrammen umgeht. Außerdem habe ich auch mal im Sekretariat geholfen oder Post geholt. Jeder Tag war anders, das mochte ich sehr.

Ein besonderes Projekt von dir ist das Pixi-Buch Goethie geht zur Schule. Was steckt dahinter?

Die Idee kam von meinem Anleiter, Herrn Michalski, weil er gesehen hat, dass ich gern zeichne. Ich habe eine Figur namens Goethieentwickelt, die durch alle Jahrgänge der Schule führt, von der 5. bis zur 10. Klasse. Für jedes Jahr habe ich typische Stationen gezeichnet, z. B. die ersten Freundschaften oder das  Your-Job-Projekt im Altenheim. Ziel war es, neuen Schülern einen Einblick in ihren zukünftigen Weg an der Schule zu geben. Und auch für die Eltern ist es eine schöne Übersicht.

Was war dir bei der Gestaltung besonders wichtig?

Ich wollte, dass das Buch authentisch ist, also habe ich echte Orte wie die Schule oder das Altenheim abgemalt. Außerdem war es mir wichtig, dass die Figur Goethie wiedererkennbar ist, wie es bei Comics üblich ist. Und dass sich alle Kinder darin wiederfinden können, unabhängig von Geschlecht oder Hintergrund.

Wie hast du dich in die Perspektive der Schüler hineinversetzt?

Mein Bruder Nils, der gerade die 10. Klasse abgeschlossen hat, hat mir viel erzählt. Und ich selbst war ja im Unterricht der 5. und 6. Klassen dabei und habe erlebt, wie die Kinder ankommen, Freundschaften schließen und sich eingewöhnen. Das hat mir geholfen, ihre Sichtweise nachzuvollziehen.

Gab es Herausforderungen bei der Umsetzung?

Das Zeichnen ging relativ leicht. Schwieriger war die Digitalisierung – ich habe das Buch komplett selbst eingescannt, zusammengestellt und gelayoutet. Das war ein langer Tag, aber ich habe viel dabei gelernt.

Wie war die Resonanz auf dein Buch?

Die Schüler haben es bisher noch nicht gesehen, das Projekt wurde gegen Ende meines FSJ fertig. Aber das Kollegium fand es richtig schön – ich habe viel positives Feedback bekommen.

Was hast du persönlich aus deinem FSJ mitgenommen?

Ich habe entdeckt, dass ich viele Stärken habe, die als Schülerin gar nicht so zur Geltung kamen, zum Beispiel mein Organisationstalent. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, Dinge zu tun, die einem Spaß machen, und dass man mit Leidenschaft viel erreichen kann. Das FSJ hat mir geholfen, Klarheit zu finden. Ich werde jetzt Skandinavistik und Latein in Kiel studieren.

Wie fühlt es sich an, dass dein Pixi-Buch nun sogar gedruckt werden soll?

Wahnsinnig schön! Schon als Kind wollte ich Autorin werden. Das habe ich letztens in einem alten Aufsatz aus der 4. Klasse wiederentdeckt. Und jetzt halte ich mein erstes eigenes Buch in der Hand. Ein kleiner Traum ist wahr geworden.

Wenn du anderen jungen Menschen etwas mitgeben könntest. Was wäre das?

An alle zukünftigen FSJler: Nutzt die Chance, eure Stärken einzubringen. Und an die neuen Fünftklässler: Macht euch nicht zu viele Sorgen. Vieles ergibt sich mit der Zeit. Lasst die Dinge erstmal auf euch zukommen.

Du hast gesagt, viele FSJler sind Frauen. Wie siehst du das Thema Gleichberechtigung in sozialen Berufen und Berufsorientierung?

In meiner FSJ-Gruppe waren tatsächlich überwiegend junge Frauen. Aber es war nie ein Thema, ob jemand da reinpasst oder nicht, alle wurden ernst genommen. Generell finde ich, dass sich viel bewegt hat. Es gibt mehr Angebote für Mädchen, auch in MINT-Bereichen. Und in der Schule wird auf Gleichberechtigung geachtet. An der Goethe-Schule gibt es sogar eine Gleichstellungsbeauftragte.

Siehst du kreative Projekte wie deines auch als Möglichkeit, junge Mädchen zu ermutigen?

Absolut! Gerade in einer Zeit, in der KI-Bilder boomen, ist es wichtig, echte menschliche Kreativität zu zeigen. Mädchen sollen sehen, dass sie ihre Ideen umsetzen können, auch mit Stift und Papier. Ich hoffe, dass mein Buch dafür ein kleines Beispiel ist.

Fühltest du dich in deinem Engagement wertgeschätzt?

Sehr! Das Kollegium hat mir täglich für meine Arbeit gedankt, oft auch für ganz kleine Dinge. Das war fast schon ein bisschen zu viel, aber natürlich schön. Von staatlicher Seite wäre mehr finanzielle Anerkennung wünschenswert. Denn das FSJ ist leider noch immer unterbezahlt.

Letzte Frage: Was würdest du anderen jungen Frauen mitgeben, die noch unsicher in ihrer Berufswahl sind?

Probiert euch aus. Zum Beispiel wie ich über ein FSJ. Man lernt so viel, was man vorher nicht über sich wusste. Es ist okay, noch keine klare Vorstellung zu haben. Der Weg entsteht oft erst beim Gehen.

Danke für das Gespräch!

TEXT Morgana Pfeifer Schridde
FOTO Mubarak Bacondo

So geht Berufsorientierung

Eine korrekte und aussagekräftige Bewerbung ist der erste Schritt auf dem Weg in die Ausbildung. In unserem Servicebereich steht außerdem, wie man die nachfolgenden Herausforderungen in Vorstellungsgespräch, Assessmentcenter und dem Start ins Arbeitsleben erfolgreich meistert.